Historie

Crawley Tours - Tagebuch (erstellt am 17.05.2015 von Crawley Radler)


Samstag: Nach der grandiosen Verabschiedung am Platz der Deutschen Einheit durch Einradfahrer, Musiker, Hospizdienst und viele lieben Menschen war auf unserer ersten Etappe von Dorsten über Wesel nach Kevelaer der Wind leider gegen uns. Ohne E-Bike wäre der erste Tag kaum zu schaffen gewesen. 75 km mit Gegenwind und auf den letzten 10 km passend zum Wallfahrtsort Kevelaer noch mit jeder Menge Weihwasser von Oben!!! Um so verdienter war das Essen am Abend in einer echten Dorfkneipe in Twisteden. Allerdings kam uns der Bürgermeister abhanden, der musste nämlich noch ins Marienviertel Schützenfest feiern. Sonntag Pünktlich um 8 Uhr trafen sich alle, auch ein sichtlich gezeichneter Bürgermeister, zur Lagebesprechung. Nachdem das Navi uns am Samstag noch kläglich im Stich gelassen hatte, konnte die mangelnde Orientierung am Sonntag durch eine Kombination von weiblicher Intuition, männlichem Technikverstand und Klaus Dietrichs Bundeswehrerfahrungen aus dem Kartoffelkrieg in der Lüneburger Heide ausgeglichen werden. Dennoch verführte uns das Navi zu einem Ausflug über einen Spargelackerrand als Abkürzung, die sich allerdings später als 5 km Umweg herausstellte. Die Vorsitzende des Freundeskreises Crawley, Marita Kipinski, konnte die Gruppe nur durch ihre rudimentär verbliebenen Kenntnisse aus dem Volksschulheimatkundeunterricht über den Sonnenstand auf den Pfad der Tugend führen. Nach weit über 100 km, es waren genau 100,33 km, über ein hervorragend ausgebautes niederländisches Radwegenetz durch bezaubernde Landschaften erreichte die Gruppe (komplett!!!) das Tagesziel Lommel in Belgien. Obwohl alle hungrig waren, überforderten doch die klosettdeckelgroßen Schnitzel mit "Steppegras" das Magenvolumen von uns Radlern. Am Abend setzen wir uns ach zahlreichen belgischen Bieren in bester Stimmung zusammen, um die Tagesberichte zu schreiben. Montag: Trotz Hindernissen eine super Stimmung, war unser Fazit nach Tag 3. Der Morgen im belgischen Lommel begann mit einer Orientierungsphase, um "geeignete" Weg zu finden. Aber nach 50 m ging dem Bürgermeister bereits die Luft aus, genauer seinem Hinterrad. Ein Attentat mit einem kleinen Drahtstift hatte laut Ermittlungsergebnissen von Hobbykriminalist Peter Günther zu dieser ungeplanten Pause geführt. Der Besenwagen mit dem gelben Engel Olaf Noack hinterm Steuer war noch in Sichtweite und ein Ersatzrad in greifbarer Nähe. Weiter ging es frohen Mutes durch die belgischen Wälder und Wiesen. Allerdings hatten wir vergessen, im Navi die Option "Wasserwege" auszuschalten. Ein Wasserloch, nahezu so groß wie die Zuidersee, sowie umgestürzte Bäume konnten mit vereinten Kräften überwunden werden. Den Sturz der Vorsitzenden des Freundeskreises Crawley im Sumpfgebiet konnten wir nur mühsam verhindern. Im Teamgeist gestärkt radelten wir an einem wunderschönen Kanal entlang in die belgische Stadt Schilde. Danach fuhren Räder und Radler auf engstem Raum mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 80 km/h um Antwerpen herum über die Autobahn. Dem Besenwagen sei Dank! Am Abend erreichten wir erschöpft, aber zufrieden den niederländischen Ort Aardenburg. Dienstag: Gut bewacht durch das hoteleigene freilaufende "Kampfkaninchen" in Aardenburg fanden wir unsere Räder unversehrt vor. Der Versuch von Nicola Moers und Peter Günther auf dem Radtrailer ein paar Kilometer zu schinden, wurde durch die erbarmungslose Vorsitzende des Freundeskreises Crawley, Marita Kipinski, rigoros unterbunden. Nach den ersten Kilometern "überzeugte" uns wieder einmal die grandiose Navigationstechnik. Wir sollten bei einem ca. 20 cm schmalen Pättken "der Straße folgen". Die Radler mit den kurzen Hosen waren besonders schnell und machten gleich ihre jährliche Brennnessel-Rheumaprophylaxe. Polizeiverwaltungsbeamtin Nicola bat bei ihren belgischen Kollegen für die Gruppe um Amtshilfe "in drängenden Geschäften". Highlight des Tages war die Mittagspause in der wunderschönen flämischen Stadt Brügge. Während sich die Männer unter fachkundiger Leitung der ehemaligen Geschichtslehrerin Marita Kipinski für das kulturelle Erbe der Stadt interessierten, waren für die Damen die Schuhgeschäfte von größerem Interesse. Alle aus unserer Gruppe nahmen bereits beim Durchfahren der Straße der Pralinenmacher um mindestens 3 kg nur vom Gucken zu. An einem malerischen Kanal radelten wir bei strammem Gegenwind Richtung Ostende. Auf den letzten Kilometern sorgte der steife Westwind mit dem feinen Nordseesand auf der Strandpromenade von Middelkerke für ein kostenloses Sandstrahlpeeling. Der Sonnenuntergang über dem Meer entschädigte uns für alle Strapazen des Tages. Der Abend klang wie zu Studentenzeiten auf ca. 7 qm in Dietrichs Hotelzimmer bei hochprozentigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus. Mittwoch: Gut gestärkt starteten wir bei herrlichem Sonnenschein in Middelkerke (B) und erreichten von Calais (F) aus bei ruhiger See die White Cliffs of Dover (GB). Alle aus der Gruppe gewöhnten sich schnell an den englischen Linksverkehr, nur der Bürgermeister konnte sich dem aus politischen Gründen nur unter Protest anschließen. Schützenhilfe bekam er dabei vom "Gelben Engel" Olaf, der sich vehement über die Tausende von Geisterfahrern empörte. Verwöhnt von einem strahlend blauen Himmel sowie angesteckt vom britischen Selbstbewusstsein, blickten wir von einer Klippe auf das europäische Festland "herab". Dass wir auf dem richtigen Weg waren, zeigte uns ein Pilger - nennen wir ihn B(P)rian - mit seinem mannshohen Holzkreuz, welches er von Lands End bis Dover auf den Schultern tragen wollte. Der Liebe Gott wird ihm dabei verziehen haben, dass das Holzkreuz Räder hatte. Wir jedenfalls habenes ihm nachgesehen, schließlich nutzen auch wir elektrische Unterstützung beim Radfahren. Nach der Ankunft in Hythe (GB) folgte eine Liveschaltung von Radio Crazy Dorsten Crawley (RCDC) stilecht mit Testbild, englischer Nationalhymne und Union Jack zum Stammtisch "Last Orders" des Freundeskreises Crawley ins Dorstener Wacholderhäuschen. Donnerstag: Nach Brennnessel-Rheumaprophylaxe und Sandstrahlpeeling stand der heutige Tag unter dem Motto "Kneippsche Wasseranwendung". Wir wollen uns dabei nicht beschweren, denn es regnete schließlich auf unserer 75 km langen Tour von Hythe (GB) nach Royal Tunbridge Wells (GB) nur einmal... aber dafür ununterbrochen. Von gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen hatten wir gehört, dass es auch in England gut ausgebaute Radwege längs der Straßen geben soll. Wir haben sie allerdings nicht gefunden. Dafür suchten wir - zugegeben auch manchmal verbotene - Pfade abseits der Straße. Peter Günther zweifelte an seiner nicht vorhandenen Tabletten-Dosierung, als er plötzlich Giraffen und Wasserbüffel sah. Der freilaufende, brüllende Bulle, der uns später auf einem "Nicht-Weg" entgegenkam, outete sich als harmlose Kuh. Gott sei Dank hatte sie genauso viel Respekt wie wir und verstand Lembecker Platt. Nachdem der Regen sintflutartig wurde, benötigte unser Fahrer Olaf Noack Unterstützung beim englischen Linksverkehr. Petra Günther und Marita Kipinski opferten sich spontan für die Gruppe und verzichteten auf den 2. Teil der erlebnisreichen Tagestour. Leider verpassten sie dabei die Drainage am bürgermeisterlichen Schuhwerk. Gegen 18.30 Uhr Londoner Zeit kamen die durchgeweichten und schlammbesudelten Helden des Tages am Hotel an. Auch an diesem Abend ließen wir uns unseren trockenen Humor trotz nasser Unterhosen nicht nehmen. Freitag: Eigentlich waren es nur 38 km von Royal Tunbridge Wells (GB) in unsere englische Partnerstadt Crawley. Aber die hatten in sich! Unser Chefnavigator Peter Günther hatte vergessen, die Option "Hindernislauf" auszuschalten. Normale Zäune und geschlossene Tore - auch fünf hintereinander - konnten wir durch herkömmliches Stemmen der Räder überwinden. Spannend wurde es allerdings bei der Kombination von Wasser, Stacheldraht und morschem Holzsteg. Nach einigen baulichen Veränderungen durch den pioniererfahrenen Bürgermeister - ohne jegliche Berücksichtigung des englischen Bauordnungsrechts - gelang es der Gruppe den reißenden Bach zu überwinden. Über Stock und Stein ging es dann weiter über Felder und Wiesen. Für die letzten 10 km benötigten wir rund zweieinhalb Stunden. Aber es war landschaftlich sehr schön! Gegen 16 Uhr erreichten wir unser Ziel (The Hawth, Theater), wo uns unsere englischen Freunde sehnsüchtig erwarteten und mit donnerndem Applaus begrüßten. Samstag: Bei dem offiziellen Empfang durch Bürgermeisterin Brenda Smith, ihren Mann Jim (Crawley- Dorsten- Radler von 1981) und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt wurden unsere Leistungen auf dem Queen`s Square gebührend gewürdigt. Wir waren uns alle einig, dass sich diese Tour gelohnt hat. Wir haben uns gerne für diese Städtepartnerschaft und die Unterstützung des Hospizdienstes "abgestrampelt". Die Crawley-Radler


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