Historie

Große Liebe und warmes Bier (erstellt am 06.01.2013 von Jo Gernoth - Der Westen)


Dorsten/Gelsenkirchen. Eine Silberhochzeit ist eigentlich nicht die Perle der lokalen Nachricht, nach der ein Chronist taucht. Bei dem Ehejubiläum von Leni und Philip Ralph stellt sich die Sache jedoch etwas anders dar. Rückblende: Im Jahr 1973 hatte sich in Dorsten ein Freundeskreis gebildet, der die Beziehungen zur englischen Partnerstadt Crawley mit Leben füllte. Die englische Sprache und viele englische Sitten und Gebräuche faszinierten damals die Dorstener. Unter den Anglophilen waren damals auch Brigitte und Klaus Poloscyk. 1987 hatte das Paar einen Briten aus der Partnerstadt Crawley zu Gast, der Dorsten kennenlernen wollte. Der Mann hieß Philip Ralph und übte einen höchst seltenen Beruf aus: er war Kalligraph (Experte für kunstvolle Schriften) und beschäftigte sich mit Heraldik, also der Wappenkunde. Er war damals schon ein früher EDV-Freak. Der Rest ist eine echte Lovestory „Und dann kam die Einladung meiner besten Freundin Leni zu einem gemütlichen Abend. Ich erklärte ihr, dass wir einen Gast aus Crawley bei uns aufgenommen hatten und ich nur die Einladung annehmen könnte, wenn wir diesen Gast mitbringen dürften. Das war für Leni kein Problem und der Rest ist eine echte Lovestory“, sagt Brigitte Poloszyk lachend, die so als pflichtbewusste Gastgeberin zur internationalen Heiratsvermittlerin geriet. Freilich ohne das damals schon zu ahnen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, gesteht Leni Ralph, die damals eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern war. Philip Ralph meint hingegen, es sei beim ihm Liebe auf den zweiten und dritten Blick gewesen, denn er sei die nächsten Tage immer wieder zufällig bei seiner Leni aufgetaucht. Egal, Amors Pfeil saß tief in der Seele des Paares und es wurde das gegründet, was man heute eine Patchwork-Familie nennt: Philip freite nicht nur seine angebetete Leni, sondern auch deren Sohn Rene und die Tochter Yvonne. Nach kurzer Ehezeit vervollständigte Enkel Maurice das ungewöhnliche Quintett, das in Dorsten seine Liebe gefunden und sich in Gelsenkirchen niedergelassen hat. „Wir haben uns dieser Aufgabe gestellt und haben es geschafft. Philip hat mit seinem Charme und Humor viele Probleme gelöst“, sagt Leni Ralph. Und wie britisch ist Philip geblieben in 25 Jahren in Deutschland? „Bei aller Liebe: das Deutsche Bier ist mir zu kalt und ich bevorzuge schottischen Whisky“, sagt der geständige und sympathische Mann. Dennoch: Er hat es nie bereut, in einen deutschen Hafen der Ehe eingelaufen zu sein. Von Jo Gernoth


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